Fotoleinwand DIY

08:00 Marie 0 Comments

Man kann zwar im Internet überall bedruckte Leinwände bestellen, aber manchmal möchte man nicht 15 € oder mehr ausegeben und noch 5 Tage auf die Post warten...
Mit dieser Methode wird die Leinwand zwar nicht perfekt, aber da ich ja sowieso shabby chic mag, ist mir das ganz recht.


In der englischsprachigen Bloggerwelt haben schon viele diese Technik mit einem Produkt, das sich Gel Medium nennt, angewendet. Natürlich gibt es das hier wieder nur für ziemlich happige 10 € in größeren Bastelläden... Also kann das hübsch im Regal stehen bleiben, was mich anbelangt.

In meinem kleineren Bastelladen hatte ich davon erzählt und der Verkäufer wusste sofort Bescheid. Allerdings hatten die dort gar kein Gel Medium. Stattdessen meinte er, man könnte mein Vorhaben mit Strukturgel umsetzen.
Bei einem Preis von ca. 7 € pro Töpfchen war ich ein wenig skeptisch, was das Testen anbelangte, aber es hat tatsächlich geklappt... Mein Töpfchen ist jetzt mindestens noch halb voll und ich habe drei kleine (9 x 13 cm) und 2 mittlere Leinwände (18 x 24 cm) damit bestrichen.



Man braucht:


Leinwand in gewünschter Größe (Sollte A4 nicht übersteigen, sonst wird es schwierig, aber sicher nicht unmöglich)
Strukturgel (meins ist von Marabu)
Schaumstoffpinsel
Bild (mit Laserdrucker spiegelverkehrt(!!) auf normales Papier gedruckt)
eine Lineal oder eine EC Karte, um Blasen auszustreichen
Finger und Wasser
eventuell Zeitung als Unterlage, Schere

Um Himmels Willen, merkt euch, dass die Bilder vorher gespiegelt werden müssen, da sie sonst spiegelverkehrt transferiert werden. Könnte peinlich werden, falls Schrift involviert ist. Ich habe diese Methode jetzt vier Mal angewandt und natürlich jedes Mal vergessen, das Bild vorher zu spiegeln. Zum Glück war auf meinen Bildern keine Schrift zu sehen.
Ganz wichtig ist auch, dass das Bild von einem Laserdrucker stammt. Tintenstrahldrucker habe ich auch getestet, aber ersten verschieben sich die Farben auf unberechenbare Weise und zweitens hat man dann mindestens 2 Tage farbige Fingerkuppen. Die Farbverschiebung kann man sich in etwa so vorstellen, wie wenn ein gedruckter Text Wasser abbekommt (z. Bsp. Regen). Dann laufen alle Bestandteile der Farbe (die nicht nur aus reinem Schwarz besteht) unterschiedlich schnell am Papier entlang. Meistens kommen dann Rosa- und Grüntöne zum Vorschein, die man bei Schwarz gar nicht vermutet hätte. Aber so ist das, und so komisch farbig wird auch die Leinwand, wenn man ein Tintenstrahldruckerbild verwendet. Die Konturen bleiben zwar beim Transferieren scharf und bluten nicht aus, aber die Farben sind nicht echt.


Nun aber los hier:


Mit dem Gel wird die Leinwand vollständig bestrichen. Dabei nicht zu dick arbeiten. Der Überschuss wird einfach ausgestrichen und wandert in den Müll. Wäre ja schade drum.


Wenn alles gut benetzt ist, wird das Bild aufgelegt. Ich konnte es am besten ausrichten, wenn ich es vorher ausgeschnitten und schon mal grob getestet hatte, wie viel Rand ich beim auflegen lassen sollte.

Wenn das Bild gut ausgerichtet ist (viel lässt es sich übrigens nicht schieben und ziehen), mit den Fingern von der Mitte nach außen streichen. Es darf keine Luft zwischen Blatt und Leinwand bleiben. Wenn die Finger alles gut bearbeitet haben, kommt ein Lineal oder eine alte EC Karte oder Ähnliches zum Einsatz. Alles schön mit einander in Kontakt bringen.

Dann muss das Gel trocknen. Wenn man mit einer dünnen Schicht gearbeitet hat, dauert das so 2 h. Man erkennt den Trocknungszustand daran, dass das Papier wieder komplett weiß aussieht.


Man kann das Wasser in eine Spritzflasche füllen. Ich habe mir aber immer eine Tasse gefüllt. Ist einfacher.
Mit einer Hand nun etwas Wasser auf dem Papier verteilen. Man sieht dann sehr schnell das Motiv durchscheinen. Manche stellen bleiben vielleicht länger weiß und durchnässen nicht sofort. Einfach mit den Fingern noch mehr Wasser darauf verteilen.


Nun kommt der zeitaufwendigste und arbeitsintensivste Teil: Rubbeln!
Einfach sanft mit den Fingern die oberste Papierschicht durch leichten Druck wegrubbeln. Rubbelt man zu stark, entfernt man auch die unterste, dünne Papierschicht, die das eigentliche Bild enthält. Dadurch kommen dann die "Löcher" auf die Leinwand.


Rubbelt man nicht vor und zurück sondern nur in eine Richtung, kann man manchmal eine Art Rolle vor sich her schieben. Die Gefahr, das Bild zu beschädigen ist dann ziemlich gering. Am besten am Rand beginnen, dann kann man sich langsam an diese Methode herantasten.


Das Papier sollte die ganze Zeit feucht gehalten werden. Also ruhig immer mal die Finger in die Wassertasse tauchen. Und gelegentlich diese kleinen Papierröllchen von der Leinwand befördern.


Wenn man wenig Zeit hat, kann man sobald das Ganze Bild freigelegt ist, mit einem Stück Küchenrolle vorsichtig das Wasser wegtupfen und eventuell sogar ein wenig die losen Papierröllchen fort wischen. Ist die Leinwand nämlich wieder trocken, sieht man, dass doch noch ganz schön viel Papier hängen geblieben ist, was das Bild wieder weißlich erscheinen lässt. Je nachdem, wie gut man schon die oberste Papierschicht entfernt hat -oder eben nicht- kann das Bild dann wieder komplett weiß erscheinen, oder nur einen leichten Schleier (wie oben) zurückbehalten.
Sieht die Leinwand so aus, kann man noch einmal mit feuchten Händen die letzten Reste versuchen zu entfernen und erneut trocken tupfen.


So in etwa sollte das fertige Bild aussehen. Die scharfen Ränder haben mir nicht sonderlich gefallen, weshalb ich sie im halbtrockenen Zustand mit den Fingernägeln und einer Schere weggekratzt habe. 


Da die weiße Schicht bei mir bisher nie vollständig verschwunden ist und irgendwann die Gefahr, Löcher in die bildtragende Schicht zu reißen, ziemlich hoch ist, streiche ich dann einfach eine dünne Schicht des Strukturgels über die Leinwand und lasse sie trocknen. Im Anschluss sieht man die weißen Minifetzen (fast) überhaupt nicht mehr.

Und so kann man seine eigene Fotoleinwand machen.
Das Foto ist in Australien von Marcus R. gemacht worden.

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