Nähen lernen: 4 einfache Übungen für Nähneulinge

07:00 Marie 9 Comments

Meine "Nähen lernen"-Posts halten sich hartnäckig an der Spitze der meistgeklickten Beiträge.
Ich dachte mir daher, ein paar weitere Übungen für absolute Näheinsteiger wären nicht schlecht.
Vor kurzem habe ich eine Freundin ein bisschen bei ihren ersten Nähversuchen angeleitet. Dabei habe ich auch merken können, was ungeübten Nähanfängern vielleicht schwer fallen könnte.
Mit der Zeit kann man sich einfach nicht mehr an die holprigen Anfänge erinnern. Umso wichtiger wäre es mir, auch von euch zu hören, was euch noch Probleme bereitet.

Für's erste habe ich vier wirklich schnell umsetzbare Übungen zusammengetragen, die euch hoffentlich helfen, schnell mit eurer Maschine klar zu kommen.
Ich weiß, es ist überhaupt nicht schön, zu üben. Ich konnte es nie leiden, wenn ich vom Nähen hübscher Kleider geträumt habe, und dann wurde mir geraten, erstmal mit einem Kissenbezug anzufangen.

Wenn ich den Kissenbezug nicht auch wirklich, wirklich gern haben möchte, dann werde ich mich wahrscheinlich auch nicht so sehr anstrengen, wie ich das bei dem Kleid getan hätte.
Genau so wenig sehe ich es ein, ein Jemenchamäleon oder sogar eine Bartagame zu nehmen, weil die als Einsteiger-Reptilien gelten. Wenn ich ein Pantherchamäleon möchte, bleib ich dabei… (bei dem Gedanken muss ich schon wieder mein persönliches  Chamäleongesicht machen… Ich würde mir übrigens nur ein Chamäleon holen, wenn ich ein Terrarium in Zimmergröße hätte. Also wird das wahrscheinlich nichts. buhuuu)

Kurz abgeschweift…  Die Übungen sind meiner Meinung nach wirklich fähigkeitenfördernd und eigentlich auch recht schnell durchgeführt.

Die Zeit richtet sich nach dem eigenen Fortschritt und Talent. Ich würde mal mindestens eine halbe Stunde für totale Einsteiger veranschlagen. Danach könntet ihr den Kissenbezug aber sicherlich mit links nähen ;)

Man braucht:


Stoffrest (am besten einfarbig und etwas festere Baumwolle)
Nähmaschine, 80er-90er Nadel, Garn, Schere
eventuell Lineal und Stift

Beim Nähen muss man meist eine Nahtzugabe einhalten. Dazu ist es wichtig, den richtigen Abstand halten zu können. Auch beim Smocken ist Parallelnähen essentiell.
Zunächst wird der Stoffrest so unter den Nähfuß gelegt, dass der Stoffrand mit der Kante des Fußes übereinstimmt. (Wem das zu Beginn noch viel zu schwierig ist, kann sich mit der Stoffkante auch an den vertieften Abstandslinien auf der Platte orientieren und so mehr Abstand zum Stoffrand gewinnen.)
Dann wird die gerade Naht an der Nähmaschine eingestellt. 
Je größer die Stichlänge ist, desto schneller wird auch der Stoff transportiert. 
Am Anfang könnte das dem ein oder anderen zu schnell gehen. Schließlich muss man auch erstmal mit dem Pedal klarkommen. Am besten zunächst eine Stichlänge von 2 einstellen und vorsichtig das Pedal mit dem Fuß bedienen. Später näht man auch meist mit einer Stichlänge zwischen 2 und 3. Beim Nähen nicht so sehr auf die Nadel achten, sondern mehr auf die Nähfußkante und den Stoffrand schauen.
Herzlichen Glückwunsch, so könnte das dann aussehen. (Aus Gewohnheit habe ich die Naht zu Beginn gesichert, das ist aber nicht wirklich nötig, gleich mehr dazu...)
Um nun parallel zur ersten Naht zu nähen, legen wir die Nähfußkante an die erste Naht und schauen beim Nähen nur auf die erste Naht und die Kante des Nähfußes. Die Nadel näht schon von allein, auf die muss man keine Acht geben. Höchstens auf die Finger ;)
Es passiert immer mal wieder, dass man einen Teil einer Naht auftrennen muss, um anschließend erneut den Rest der Naht zu treffen. Oder man näht mit Streifen und möchte ein gleichmäßiges Nähbild erhalten.
Auch bei Abnähern ist es wichtig, Markierungen einzuhalten und nicht zu sehr vom geplanten Nähweg abzudriften.
Zur besseren Verdeutlichung habe ich das Garn mal gewechselt. Das müsst ihr nicht unbedingt nachmachen. (Aber Fadenwechsel will auch geübt sein…)
Zuvor haben wir auf die Nähfußkante geachtet, jetzt ist diese kleine Öffnung in der Mitte des Nähfußes wichtig. Solange die Nadel auf mittlerer Position eingestellt ist, braucht man sich nur mit der ersten Naht an dieser Öffnung orientieren, und die Nadel wird die erste Naht treffen. (Stellt man die Nadel weiter nach links und orientiert sich an der ersten Naht mittels der Öffnung, erhält man eine parallele Naht)
Hier ist langsames Nähen besonders wichtig für Anfänger. Wenn man den Stoff noch nicht richtig führen gelernt hat, kann man schnell vom Weg abkommen.
Wer nicht die eigenen Nähte nachfahren möchte, kann auch mit gestreiften Stoffen oder mit einer auf den Stoff gezeichneten Linie üben. Einfach so lange probieren, bis es klappt ;)
Je nach Maschine und Geschick ist dieser Punkt einfach oder eben nicht. Bei jeder dauerhaften Naht muss man die Naht "sichern". Würde man einfach losnähen und irgendwann aufhören, könnte man an dem Faden ziehen und die Naht wieder auftrennen. Mit Rückstichen wird dies verhindert.
Um die Rückstiche zu üben, einfach mit gerader Naht mindestens drei Stiche nähen. Dann den Rückwärtsgang einlegen, durch einen Schalter oder Knopf zum Beispiel, und erneut nähen. Der Stofftransporteur sorgt nun dafür, dass die Naht nach hinten gelotst wird. Anschließend noch ein paar Stiche im Vorwärtsgang machen und weiter üben. Einfach bei erhobener Nadel den Stoff ein wenig weiterschieben und erneut versuchen. Die Stiche sollten übereinander liegen und nicht als einzelne Nähte nebeneinander erkennbar sein.
Zum Schluss ist es wichtig, die Stoffkanten zu versäubern und dafür zu sorgen, dass sich nicht einzelne Fäden lösen und so irgendwann der Stoff Löcher bekommt.
Man stellt einen breiten Zickzackstich ein (Länge 2, Breite 5) und positioniert die kleine Öffnung des Nähfußes auf der Stoffkante. So landet ein Stich im Stoff und der nächste landet in der Luft. Das macht nichts. Die Fäden ziehen sich an dieser Stelle zusammen. Der darauf folgende Stich landet wieder im Stoff und so weiter... 
So ist die Stoffkante schön durch den Zickzack gefangen und kann sich nicht auftroddeln…

Ich hoffe, ich konnte den stolzen Nähmaschinenneubesitzern ein wenig helfen ;)

Ab zum Creadienstag.

9 Kommentare:

  1. Tolle Anleitung, ist sicher sehr hilfreich für viele ;) Deine Erklärungen sind wirklich immer super zu verstehen.
    Liebste Grüße Mareike

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    1. Hallo Mareike,
      das freut mich wirklich riesig! Ich habe meistens Probleme, mich anderen begreiflich zu machen. Irgendwie setze ich teilweise meine Gedankengänge auch bei anderen voraus und die verstehen dann gar nichts… Ich versuche mir gerade anzutrainieren, die Rahmenbedingungen zu erklären und dann Fragen zu stellen oder Details zu erklären…
      So langsam wird's ^^
      Liebe Grüße zurück

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  2. Ja, aller Anfang ist schwer! Finde ich toll, dass du diese Anleitungen einstellst. Hätten mir damals vermutlich auch sehr geholfen! Weiter so!
    LG
    Frau H.

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    1. Hallo Frau H,
      Freut mich sehr, das zu hören :) Ich habe ein Weilchen überlegt, was wirklich notwendig ist, und was man auf später verschieben könnte. Ich hoffe, ich habe die richtige Auswahl getroffen :)

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  3. Hello, hab heute deinen Blog über den Creadinestag entdeckt und bin ganz begeistert. Du machst tolle Anleitungen, verständlich und inspirierend. Hab deinen Blog gleich in meine Leseliste aufgenommen. :) LG, Jenny

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    1. Hallo Jenny,
      prima, dass du hierher gefunden hast! Wenn du Fragen oder Anregungen hast, immer raus damit!
      Liebe Grüße

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    2. Das ist total nett vorn dir! Danke! Mittlerweile klappt das Nähen ganz gut. Aber es tauchen ja immer wieder Probleme auf (ich jammer dann eh auch immer in meinem Blog darüber :) ) und ich frag gern mal bei dir nach, wenn etwas nicht klappen will. Alles Liebe, Jenny

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  4. Ach Gott, ja, die Nahtzugabe. Seitdem ich ne Computermaschine ohne Kantenmagnet habe, sind die Nähte um einiges krummer geworden, seufz...

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  5. Also ich finde deine Anleitung prima verständlich. Ich müsste mich mal wieder dran setzen, ich habe schon mal vor Jahr und Tag ein paar Kissenbezüge genäht (ich liebe sie noch heute), aber seit dem nie wieder was gemacht, dabei würde ich mir so gerne selbst Klamotten nähen, weil mir die Sachen im Geschäft nicht gefallen oder zu teuer sind. Ich werde deinen Blog auf jeden Fall weiter verfolgen.
    Liebe Grüße
    Uli

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